Your VITal animal is my passion

… ist nicht nur ein Motto, sondern meine Lebenseinstellung

Nach vielen Jahren in Berufen, für die ich keinerlei Leidenschaft entwickeln konnte und worunter besonders meine Seele gelitten hat (was ich damals aber leider nicht wahrgenommen habe), schickte meine Seele aus Verzweiflung ihren stärksten Krieger in die Schlacht, um diesem Desaster ein Ende zu setzen: Plötzlich und für mich ohne wahrnehmbaren Vorwarnungen hat mich mein Körper (der bis dahin immer einwandfrei funktioniert hat) in Stich gelassen – ich wurde krank. Nichts Schlimmes, aber immerhin so nachhaltig, dass ich von 100 auf Null ausgebremst war und zum Hin(ein)hören gezwungen wurde.

Als ich meiner inneren Stimme, die schon ganz heißer vom lauten Brüllen gewesen war, endlich zuhörte, hatte sie klare Worte für mich: „Mach Tiere und ihre Menschen glücklich! Wirst sehen, dann geht’s auch dir gut. Vertrau mir.“, sprach’s und ging dann auch gleich mal in den Krankenstand. Auf die Frage, wie ich das denn umsetzen sollte, erhielt ich keine Antwort mehr (Die innere Stimme meinte es wohl ernst mit dem Krankenstand…). Das stand ich – wie der sprichwörtliche begossene Pudel und völlig orientierungslos.

Ich bin aber lernfähig (und eine Alternative gab’s ja nicht), vertraute meiner inneren Stimme, rappelte mich hoch, schüttelte den Sand ab und nahm das Projekt Seelenbefriedigung in Angriff. Gleichzeitig meldete sich aber die rechte Hand der inneren Stimme, die Existenzangst. Schließlich will die Miete bezahlt werden, das Auto getankt, der Stromlieferant für seine Leistungen Geld, der Körper will neben der Seele auch mit Nährstoffen versorgt werden und entsprechende Kleidung braucht’s auch, denn sich im Lendenschurz durch den Alltag zu bewegen ist in unseren Breiten nicht empfehlenswert.

Genaue Anweisungen, ob der weiteren Berufswahl, erhielt ich ja nicht (die innere Stimme war ja im Krankenstand, weil heißer und so…). Also blieb mir nichts anderes übrig, als auszuprobieren – das gibt’s ja den schönen Spruch: Probieren geht über Studieren. Im ersten Anlauf nahm ich 33-jährig im Jahr 2012 eine Stelle im Tierschutzhaus Vösendorf an. Ich durfte dort Erfahrungen in der Erstaufnahme, der Welpenquarantäne, bei der Versorgung und Betreuung von schwer verletzten Tieren und der Arbeit mit Problemhunden sammeln – es war eine Zeit, die viel Licht in mein Leben brachte, aber auch ihre Schattenseite hatte wie etwa den Verlust einiger mir am Herzen liegender Tiere und wieder dieses Gefühl in mir, mich nicht so frei entfalten zu können, wie ich es gerne tun würde.

Nach eineinhalb lehrreichen Jahren war es also an der Zeit, meine Zelte im Tierschutzhaus abzubauen und nach einem neuen Campingplatz zu suchen. Mir war klar, ich brauche einen Campingplatz mit viel Platz und freier Sicht – so etwas wie eine Ivy-Freilaufzone. Meinen Platz habe ich in der Selbstständigkeit als Tiermasseurin und -betreuerin gefunden – und damit ist jetzt auch meine innere Stimme (vorerst) zufrieden. Die Existenzangst findet so einen unsicheren Lebenswandel zwar doof, ist aber im Moment mal ruhig und in Warteposition, wie sich das noch so weiter entwickelt – neben die Existenzangst hat sich zum Glück die Hoffnung gesetzt, die jetzt immer wieder mal über das Köpfchen der Angst streichelt und ihr sagt: „Das wird schon gut, hab‘ doch Vertrauen in die Chefin.“

Ich weiß nicht, ob ich schon am Ziel angekommen bin, aber es fühlt sich so an – die Aufgabe als Tiermasseurin und -betreuerin erfüllt mich jeden Tag aufs Neue und entsprechend werden Tiere von mir auch behandelt: Mit all dem Respekt und Liebe, die sie verdienen.

 

Yvonne Stallinger